Freitag, 3. Mai 2013

Latte Macchiato

Ich so: "Einen Latte Macchiato und ein Helles, bitte."
Der Typ hinter der Bar so (mit einem "Jetzt will die Alte um die Uhrzeit noch nen Latte Macchiato … Weiber …!"-Gesicht): "Einen Latte Macchiato? Um die Uhrzeit?"
Ich so: "Ja, warum!?" Ich wollte schon ansetzten zu sagen: "Wenn du die Maschine schon geputzt hast, dann kannst du's ruhig sagen. Kein Problem. Dann nehm' ich was anderes." Insgeheim dachte ich mir: "Wieso? Ist ein Latte Macchiato jetzt ein zu uncooles Getränk für diese Bar? Ist ein Latte Macchiato jetzt zu Mutti-mäßig, oder was?!"
Er so: "Okaaayyy, dann bekommst du D-E-I-N-E-N Latte Macchiato!" … augenrollend.
Ich spazierte etwas verwirrt zurück zu meinem Platz und setzte mich wieder zu meiner charmanten, männlichen Begleitung. 
Ein paar Minuten später kam der Barbursche mit unseren Getränken um die Ecke - mit einem Bier und einem Latte Macchiato. Der Kaffee wurde natürlich vor meiner Nase abgestellt - was sonst, das Bier vor der Nase meines Kumpanen.
Genugtuung, geneigte Leserinnen und Leser, ist, ihr kennt es, ein wunderbares Gefühl. Kaum standen unsere Getränke auf dem Tisch, machte ich den vorverurteilenden Bartender darauf aufmerksam, dass den Latte Macchiato - jaaa, lieber junger Barmann, dieses Mutti-mäßige, in deinen Augen so furchtbar uncoole Getränk - nicht ich, sondern mein gefährlich aussehender Begleiter bestellt hätte. Das Bier wäre dann für mich. 
Wären wir ein Comic, dann hätte unser junger Freund Fragezeichen UND Ausrufezeichen über seinem Kopf tanzen gehabt und es hätte sich spontan ein Loch unter seinen Füßen aufgetan, in das er dankend versunken wäre.
Coolness kann man nicht erlernen oder durch den Konsum von Getränken beeinflussen. 
Cool IST man - daran ändert auch ein lächerlich klein wirkendes Latte Macchiato-Glas in der tätowierten Pranke rein garnichts. Und außerdem ist das dem Mann, dessen tätowierte Pranke das Latte Macchiato-Glas hält, scheißegal.